Die vatikanischen Museen

Am zweiten Tag unseres Rom-Aufenthaltes haben wir es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln versucht. Direkt vor unserem Hotel fuhr der Bus, der auch als Rollstuhl-gerecht angezeigt wurde. Der Herr an der Rezeption erklärte uns, dass wir mit ihm zuerst bis zur Station Cornelia, die sozusagen der Dreh- und Angelpunkt des öffentlichen Nahverkehrs ist, fahren sollten, dann in die Metro wechseln, um mit ihr bis zu den Vatikanischen Museen zu fahren.

Tickets bekamen wir auch an der Rezeption. Eine Fahrt kostete 1,50 Euro und das Ticket war für die ganze Hinfahrt gültig. So sind wir beide für insgesamt 6 Euro hin und zurück gekommen.

Ein Unterschied zur Benutzung der deutschen Bussen ist, dass die Rampe hier nur vom Busfahrer bedient werden darf. Oder es die Busfahrer zumindest so sehen. Da wir es anders gewohnt waren, haben wir uns fast erschrocken, als der heransprintende Fahrer laut rufend und gestikulierend klar machte, dass er nicht wünschte, dass Thompson die Rampe rausklappte. Er hatte sie schon fast draußen, schließlich ist das ja eigentlich kein großer Akt. Huch.

So schnell habe ich noch keinen deutschen Busfahrer aus dem Bus springen sehen um mir die Rampe rauszuklappen. Ganz im Gegenteil. Sie sitzen so lange auf ihrem Poppes, schauen in ihre diversen Rückspiegel und warten darauf, dass sich vielleicht doch noch ein Fahrgast findet, der behilflich ist, bis es sich nicht mehr vermeiden lässt. Das merken sie daran, dass ich ebenso in seine Rückspiegel starre und ihm so per Augenkontakt klar mache, dass wir beide gleich ein Date an der Türe haben werden. Sonst geht's hier nicht weiter. Und dann kommen sie laut seufzend auf einen zu, denn man hat grade das Ende der Welt eingeläutet. Ich lächele sie dann immer zuckersüß an und bedanke mich artig. 

(Gott sei Dank ist das alles nun Vergangenheit und ich habe meinen Bruno. Der klappt immer brav die Rampe raus.)

 

In Rom war es den Fahrern eine Ehre, die Rampe bedienen zu dürfen. So unterschiedlich kann es sein.

Wir sind durchweg auf sehr hilfsbereite und auch sehr rücksichtsvolle Menschen getroffen sind. Auch die Autofahrer. Sie fahren zwar alle scheinbar wild durcheinander, aber sie achten aufeinander. Das erklärt, warum es kaum Auffahrunfälle gibt. In Deutschland hätte es schon längst geknallt, weil hier jeder sein Recht durchsetzen möchte. Das ist in Rom anders gewesen. Einer fährt und der andere hält. Und dann geht's weiter.

Mussten Thompson und ich die Straße überqueren, hielten sie sogar. Etwas, das man in Deutschland so auch nicht immer findet.

Unsere Hotel-Haltestelle. Ich habe lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass "FERMATA"  "Haltestelle" oder "Station" bedeutet. Ich dachte, es heißt geschlossen :-D
Unsere Hotel-Haltestelle. Ich habe lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass "FERMATA" "Haltestelle" oder "Station" bedeutet. Ich dachte, es heißt geschlossen :-D

Wir standen also an der Straße und harrten des Busses. Wann der wohl kommt, weiß man nicht so genau. Nicht jede Haltestelle hat einen Fahrplan aushängen. Man kann eine Infonummer anrufen. Oder einfach warten. Da er durchs Anrufen auch nicht schneller kommt, haben wir uns fürs Warten entschieden.

Als er ankam war er schon recht voll, aber alle Fahrgäste machten uns Platz, sodass ich auf dem Rollstuhlplatz stehen konnte.

Da auch Busse die Straße benutzen müssen, dauert die Fahrt ebenso lange wie mit dem PKW, aber sie ist nervenschonender. Und Lackschonender vielleicht auch.

Wir sind gut an der ersten Station angekommen. Dort wurde uns gesagt, dass die Metrostation gesperrt sei und wir mit einem anderen Bus weiterfahren müssen. Der Fahrer nannte uns die Linie und zeigte zur Haltestelle. Wie gesagt, alle sehr hilfsbereit. Es war schon recht warm und die Sonne schien. Hoffend, dass wir nicht lange in der Sonne stehen mussten, nahmen wir an der Haltestelle Platz. Der erste Bus, der kam, war allerdings kein rollstuhlfähiger Bus. Und wenn er auch den Platz dazu gehabt hätte, nein, da wurde keine Ausnahme gemacht. Keine Rampe, keine Rollis. Ende. Wir mussten auf den nächsten warten, der auch wieder recht voll war. Hier war nun Thompson gefragt, der beherzt zur Rampe griff und wieder vom Busfahrer hörte, der flugs herangeeilt war, dass er das bitte lassen sollte. Das scheint tatsächlich die Busfahrerehre anzugreifen. Der klappte also die Rampe aus und ich konnte rein. Es waren noch einige Haltestellen zurück zu legen, dann waren wir an den Vatikanischen Museen, in denen sich auch die Sixtinische Kapelle befindet.

Kaum dem Bus entstiegen, wurden wir direkt von einem "Tourismus-Info"-Herrn angesprochen, der uns die Vorzüge seines Tickets erklärte. Er erzählte lang und breit von den nicht vorhandenen Wartezeiten, dass man direkt vorgelassen wird und was in seinem Kombiticket alles inkludiert war. Wir wollten ja aber nur ins Museum. Und dafür muss man, denke ich, kein Ticket für 50 Euro kaufen, oder?

Wenn man es positiv betrachten möchte, ist das Schöne daran, Rollifahrer zu sein, z.B., dass man irgendwie nicht immer für voll genommen wird. Gerne wird mit dem Begleiter des Rolli-Fahrers gesprochen, auch über Dinge die den Fahrer selbst betreffen. Aber das ist halt eben auch nicht immer schlecht. So unterhielt er sich "oben" mit Thompson und ich klinkte mich "unten" aus dem Gespräch aus. Ich ließ meine Blicke über die Menschenmenge gleiten, die geduldig anstand um ins Museum gelassen zu werden. Es war eine sehr lange Schlange. Und dann schaute ich mir die Souvenirwagen an, die ne Menge Schund anboten, der dennoch Abnehmer fand. Noch ein wenig Studium der vorüber eilenden oder schlendernden Menschen... so...

dann war ich doch der Meinung, er habe nun genug erklärt.

Ich fragte oben nach, ob wir denn nun weiter könnten. Er hätte uns so gerne Tickets verkauft, aber dann sah er ein, dass wir keine Kunden werden würden. So zockelten wir weiter. Gestärkt durch das Erlebnis im Petersdom sind wir mal ganz frech direkt bis vor den Eingang gefahren. Und siehe da, auch hier gab es einen Gang nur für Rollstuhlfahrer. Den sind wir langgerollt und waren in der Eingangshalle, die auch wieder mit Sicherheitsschleusen versehen war. Ohne anstehen zu müssen.

Als wir die Schleusen hinter uns gelassen hatten, stand ein Museums-Mitarbeiter neben uns und fragte, ob wir Tickets hätten. Wir hatten keine. Schließlich hatten wir auf das tolle Angebot des Tourist-Informations-Herrn verzichtet und in der Hoffnung, verbilligte Tickets zu bekommen, uns auf die Museumskasse verlassen.

Und das war sehr klug. Der Herr am Ticketschalter wollte meinen Behinderten-Ausweis sehen und dann bekamen wir Tickets. UMSONST! Ich hatte online nachgesehen, eigentlich wären die normale Preise 19,- Euro pro Person gewesen. Und wir kamen so rein und das ohne Wartezeit. Das war eine echt tolle Überraschung, die man aber nirgendwo im Vorfeld erlesen konnte.

Tja, und einmal drin, wurden wir immer freundlich von einem sofort neben uns auftauchenden Mitarbeiter zu den Aufzügen, zu Rampen, zu Treppenliften und, später, in der Sixtinischen Kapelle, vor den Altar geführt. Es wurden Menschen zur Seite gescheucht, Türdurchgänge freigeschaufelt, und in einem engen Flur sogar der Besucherstrom, der uns

entgegen gekommen wäre, aufgehalten, damit wir durchkamen. Es war unglaublich. Ein bisschen so wie: Das Königspaar ist zu Besuch. ;-)

Teilweise waren die Gänge sehr voll mit Gruppen, die eine Führung bekamen. Aber wenn diese weiter gezogen waren, hatten wir die Gänge auch schon mal fast für uns. Die Fülle der Eindrücke hat uns schier erschlagen, es gab in jedem Raum so unglaublich viel zu sehen, ein Gemälde reihte sich an das andere, dass wir völlig geflasht waren. Wir haben dort einige Stunden verbracht. Und einen steifen Nacken vom Hochschauen bekommen. Geht im Sitzen übrigens besser als im Stehen. In der Sixtinischen Kapelle durfte man leider nicht fotografieren. Sie war aber, wenn auch der berühmteste, so auch ein sehr kleiner Raum.

Ich hatte sie mir, ebenso wie das berühmte Gemälde von Michelangelo mit dem ausgestreckten Zeigefinger des Gottvaters, der Adam erweckt, viel größer vorgestellt und auch pompöser. So ist das manchmal mit der Vorstellung und der Wirklichkeit. 

Zuletzt waren wir dann noch auf einer Terrasse, von der aus wir auf die vatikanischen Gärten schauen konnten. Hier haben wir ein wenig in der Sonne gesessen und uns ausgeruht. Wunderschön! Wieviele Menschen mit dem Erhalt all dieser Pracht beschäftigt sein müssen!

Und dann beschlossen wir, dass es nun genug war. Wir waren voller Eindrücke und hatten Hunger. Also sind wir erstmal zum Ausgang gekullert um zu sehen, wie wir den Ret des angebrochenen Tages verbringen konnten.

Und wo es was zu essen gab. ;-)




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