Tag 3: Kolloseum

Auch heute ging es wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt. Diesmal hieß es „level up“ und wir haben uns mit der Metro fortbewegt. Was aber auch von Nöten war, denn um zum Kolosseum zu gelangen wären wir mit dem Bus ewig

unterwegs gewesen.

Zuerst ging es wieder zur Station, von der aus wir auch am Vortag mit dem Bus weitergefahren sind. Wenige Meter von dort gab es einen Metro-Zugang mit Lift. Da wir so gar keine Ahnung hatten, dachten wir, fragen wir die Dame mal, die mit uns im Lift stand, wo wir denn hinmüssen, um zum Kolosseum zu gelangen. Hat sie uns auch sehr gerne erklärt. Auf Italienisch. Und mit Gesten. Und mit Zeigen, hihi. Und wir haben nix verstanden.

Vatti hat immer sehr interessiert zugehört, wenn ich in der Metro gezählt habe, wieviele Stationen es wohl noch sind, bis wir wieder aussteigen müssen. Und auch sonst, immer ganz bei mir.
Vatti hat immer sehr interessiert zugehört, wenn ich in der Metro gezählt habe, wieviele Stationen es wohl noch sind, bis wir wieder aussteigen müssen. Und auch sonst, immer ganz bei mir.

Schließlich wussten wir es aber so in etwa, und als wir auf dem Bahnsteig ankamen, stand sie auch schon dort, wies uns an, einzusteigen und fragte dann gleich noch einen Herrn, der dort schon saß. Und dann zeigte sie uns auf dem Plan, wo wir in die andere Linie umsteigen müssen. So hilfsbereit!

Und so haben wir es gemacht. Nicht jede Metrostation hat einen Aufzug. Die am Kolosseum schon mal nicht. Aber dafür gab es dort einen Treppenlift, der mit schneckenartiger Geschwindigkeit seine Last beförderte. Vor mir waren leider aber noch zwei weitere Rollstühle hoch zu bringen. Zuerst musste der Lift also runterfahren… dann der Rollstuhl drauf… dann hoch… …dann der Rollstuhl runter…

Aber wer dachte, es sei dann schon der nächste dran, hat weit gefehlt. Denn es gab ja noch eine Treppe mit noch einem Treppenlift, der nicht schneller war als der erste… Und so wie die Busfahrer die Herren der Rollirampen sind, sind die

Metro-Angestellten die Herren der Treppenlifte. Da kriegste nicht mal eben die Bedienung um vielleicht schon mal selber tätig werden zu können… Neeein… So warteten wir brav bis auch ich hochgefahren wurde. 

Treppenlifte, wie hier in den vatikanischen Museen, lehren einen Demut und Geduld. In den Metrostationen nochmal mehr. Hier waren es ja nur wenige Stufen... ;-)
Treppenlifte, wie hier in den vatikanischen Museen, lehren einen Demut und Geduld. In den Metrostationen nochmal mehr. Hier waren es ja nur wenige Stufen... ;-)

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Herr des Treppenliftes samt Gerät zu uns beiden runter und ich durfte einfahren. Und auf ging's... bruuuuummmmmm.....

Und da waren wir! Kaum der Metro entstiegen standen wir *platsch* vor dem Kolosseum.

Natürlich mussten wir erstmal wieder schauen wo es lang ging. Und wenn wir es beide nicht wissen ist es gerne mal spannend. Denn wir haben gerne beide Recht und wissen es auch meist besser als der andere. Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, dass ich im Recht haben wollen besser bin als im Recht haben. :-/

Aber das weiß ich ja immer erst anschließend. Und bis dahin beharre ich erstmal auf meinen Ideen. Da Thompson sich dann, gemäß dem Motto: „Der Klügere gibt nach“, fügt, hilft das nicht immer so sehr. 

So standen wir bei meiner Idee Nummer eins: „Lass uns doch da lang fahren“, in der Schlange an der Kasse zum Forum Romanum. Da wollten wir aber nicht hin. Und mussten dann, um zum Eingang des Kolosseums zurück zu  gelangen, über einen Weg, der so große Blöcke als Kopfsteinpflaster hatte, dass der Rolli sich kaum drüber schieben ließ. Die Dinger waren irgendwie schon nicht mehr "Kopfsteinpflaster" zu nennen.

Thompson musste mich vorne ankippen, denn die kleinen Räder schafften es gar nicht, ich wäre rausgeflogen.

Und so fuhr er mich, indem er sich bückte, auf meinen beiden Hinterrädern über die Steine.

 

He was not amused. *räusper*

 

Ich ertrug die etwas gedämpfte Stimmung und versuchte, aus meinem niedrigen Blickwinkel heraus neue Infos zu erhaschen. Ein Widerspruch in sich. 

Thompson machte nun erst mal ein paar Bilder. Die Sonne strahlte und ich schaute... auf einen Mülleimer. Das macht mein Mann gerne mal. Ich würde ihm jetzt keine böse Absicht unterstellen, oder vielleicht doch? Schließlich hatte ich ihn ja verärgert...

Aber auch wenn ich ganz brav bin, geschieht es, dass er mit dem Schieben aufhört um Fotos zu machen und ich wahlweise Wände, Mülleimer, Laternenpfähle, Mauern anschaue. Weil er mich einfach da stehen lässtwo ich nicht im Weg bin. Voll zuvorkommend mein Schatz. Zumindest den anderen Menschen gegenüber. Aber ich bin ja nicht behindert, kann mich ja umdrehen. Mache ich dann auch. 

Als ich ihn mal drauf hinwies, meinte er beim nächsten Mal: "Na, vor welchem Eimer willste stehen?" ;-)

Nachdem die Fotos im Kasten waren, ging es weiter zum Vorplatz des Kolosseums. Dass wir nicht die Einzigen waren, muss ich wohl nicht erwähnen?

Es rannten Verkäufer herum, die Sonnenhüte, Spielzeug, Andenken anboten und auch Leute, die sich als "Tourist-Info" per Namensschild zu erkennen gaben. So einen hatten wir ja am Vortag schon kennengelernt. Und darauf hatte ich nun wirklich keine Lust mehr. So kullerte ich, seine Ansprache ignorierend, entschlossen weiter. Was ihn dazu brachte uns zu sagen, dass nicht alle Menschen, die einen ansprechen, uns auch töten wollen. Manche wollen einfach nur helfen. Ups, da war der nächste angepisst. *räusper* again.

Thompson hörte ihm daraufhin zu und er erklärte ihm, dass wir zu den Reservierungsschaltern gehen sollen, von dort würden wir eingelassen werden. So war es auch. Übrigens wieder ohne Eintritt zahlen zu müssen. Was in der Summe bedeutet, dass wir mit dem Besuch der vatikanischen Museen/Sixtinische Kapelle und dem des Kolosseums mal

eben 82,- Euro Eintritt gespart haben. Das ist unfassbar. Da kann man einmal mehr lecker essen gehen. Obwohl die Preise dafür sich echt gewaschen haben.

Aber vielleicht weiß man das Essen hier einfach mehr zu schätzen. Wir haben es jedenfalls sehr genossen.

So wurden wir also auch hier durch die Schleusen gelotst und durften den Rundgang beginnen. In meiner Vorstellung waren die Gänge des Kolosseums wie eine Spirale angebracht, sodass man sich hinaufschrauben kann. Weiß der Geier wie ich auf sowas komme. Dieses Fehlwissen hat dann dazu geführt, dass ich mit Thompson einen (den nächsten?) Disput begann. Aber wenn ich doch Recht habe... *grmpf*

Der meinte nämlich, dass wir zum Aufzug gehen sollten um hinauf zu fahren. Worauf ich erstmal entgegnete, wieso, wir

können doch die Gänge hochfahren, dann sehen wir mehr. Dann sah ich eine Karte, die mich zu bestätigen schien. Hier waren die Rollstuhlgerechten  Übergange eingezeichnet, die für mich wie Rampen aussahen. Weil ja schon in der Antike auf rollstuhlgerechte Bauweise Wert gelegt wurde. Oder? Iss sooooo!

 

Daraufhin kam mir der Gedanke, nein, dann lass uns doch mit dem Aufzug hochfahren und dann runter rollen. Ist einfacher. Ich nahm noch keinen Abstand von meiner falschen Ansicht. Er war schon reichlich angefressen. Wieso nur? *grübel* Und meinte, ja, dann fahren wir jetzt die Gänge lang und suchen die Rampen.

Lange Rede kurzer Sinn: Wir sind mit dem Aufzug hochgefahren und irgendwann habe ich dann geschnallt, dass es verschiedene Ebenen sind, die nicht mit Rampen, sondern mit Stufen verbunden sind, sodass NUR der Aufzug das Mittel zum Zweck ist.

„Räusper“ zum Dritten. Ich hatte nen Lauf.

(Ich darf mir übrigens jetzt erstmal immer anhören, dass wir ja die Rampe nehmen können, egal wo wir sind… aber da steh ich ja voll drüber.)

Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, was bei uns beiden immer recht schnell der Fall ist, konnten wir schon drüber lachen.

So haben wir uns die alte Wirkungsstätte der Gladiatoren näher angesehen. Sehr beeindruckend! Aber auch sehr verfallen.

Im Innern war ein Modell aufgebaut, das das ursprüngliche Aussehen wiedergab. Ganz schön prachtvoll der Bau! Da wir schönstes Wetter hatten, mit Sonne, leichtem Wind und sommerlichen Temperaturen war es wunderbar im Freien

unterwegs zu sein. Mittlerweile störte mich das Ruckeln über die unebenen Wege nur noch wenig und Thompson ist zu meinem Wheelchair-Hero ernannt worden, weil er mich unverwüstlich über Stock und Stein bringt.

Bordsteine von 20 cm Höhe sind genauso wenig ein Problem für ihn wie die Treppen zur Metrostation. Die hat

er mich auf dem späteren Heimweg Stufe für Stufe runtergehoben/-schoben, weil der passende Wärter zum Treppenlift nicht auftauchen wollte, obwohl wir uns die Finger wundgeklingelt hatten. Und das will schon was heißen! Das sind nicht mal eben 5 Stufen! 

Überhaupt: Zu schieben gab es für ihn eine Menge! Wir haben pro Tag mindestens 10 km zurückgelegt, und alles wurde von ihm bewegt. Hut ab! Einzig wenn es mal bergab ging, konnte er sich ausruhen und ich bin selber gerollt. Das war nur leider nicht sehr oft der Fall.

Nach dem Kolosseum haben wir einen Blick zum Eingang des Forum Romanum gewagt, aber das war nun wirklich nicht machbar. Da gab es nur die fetten Kopfsteinpflaster-Steine. Nein, danke. So haben wir darauf verzichtet, aber wenn man rum geht, sieht man auch einiges von den Ausgrabungen. Das reichte uns. Ich habe mich unter einen Baum gestellt und er ist dort ein wenig rumgelaufen und hat ein paar Fotos gemacht.

 

Und dann sind wir weiter zur Piazza Venezia, aber davon später mehr.



Kommentar schreiben

Kommentare: 0