Bestimmung

Ich hätte es ja nicht gedacht. Aber es  gibt tatsächlich sowas wie eine Bestimmung für mich. Etwas, wo mir das Herz aufgeht wenn ich mich damit befasse und wo ich voller Motivation Tag für Tag eintauche und ich teilweise fast zu Tränen  gerührt bin, wenn mal wieder was klappt.

Wer hätte das gedacht? Ich nicht. Mein Leben war nie von "Wollen" sondern immer von "Müssen" geprägt. Von funktionieren und folgen. So sehr, dass ich überhaupt nicht wußte, wie es sich anfühlt, wenn man was aus Spaß macht.

Meine wirtschafts-psychologisch versierte Tochter hat mir was von intrinsischer Motiviation erzählt. Und, ja, das ist es!

"Intrinsische Motivation ist insofern die wertvollste und wichtigste Motivation, weil sie auch dann begonnen oder aufrechterhalten wird, wenn keine externen Belohnungen oder Bestrafungen damit einhergehen. Die Belohnung erfolgt durch die Tätigkeit selbst. Weil diese bereits Freude bereitet, führt dies zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung. Auf diese Weise wird die Handlung an sich genauso bedeutend wie die Erreichung des Ziels. Das macht durch intrinsische Motivation begonnene Aktivitäten zu absoluten Selbstläufern."

Jepp. Genau.

Seit wenigen Monaten engagiere ich mich bei Facebook in einer Spendengruppe. Dort bin ich Moderator. Es wurden Spenden angeboten, von Kleidung bis hin zu Möbeln. Das musste kanalisiert werden.
Es musste von den Spendern an die entsprechenden Ehrenamtler vermittelt werden, die diese Spenden dann an Flüchtilinge oder andere Bedürftige weitergeben.

Vor wenigen Wochen haben die Admins dieser Gruppe entschieden, dass sie die Möbelspenden ausklammern wollen. Zuviel Aufwand bei zuwenig Erfolg.

Ich habe das anders gesehen. Ich war der Meinung, dass der Aufwand von Erfolg belohnt wurde. So habe ich eine eigene Gruppe gegründet, die sozuagen die Filiale der ersten Gruppe wurde und sich nur um Möbelspenden kümmert.

Dies durfte ich in der Ursprungsgruppe posten und so waren es innerhalb weniger Wochen über 300 Mitglieder. Vor allen Dingen habe ich alle Ehrenamtler für diese Gruppe gewinnen können. Sie sind nun meine "Crew", die, Ameisen gleich, umherwuseln.

Es macht solchen Spaß! Die Spender schreiben mich an, ich poste es und die Ehrenamtler melden Bedarf an. Ich mache dann Chatgruppen mit Spendern und Ehrenamtler. Und je nachdem wieviele Spenden von einem lieben Menschen abgegeben werden, ist in einer solchen Chatgruppe auch schon mal ne Menge los und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die sich teilweise vor Lachen biegt.

Da werden schon mal im Eifer des Gefechts aus Schränke Tische, der Empfänger eines Sofas ist dann plötzlich der eines Gartentisches und Uhrzeiten schwirren durch die Gegend wie auch Abholer, die irgendwie woanders auftauchen, als es in der ursprünglichen Nachricht stand. So wurde heute eine Garage nach einer Waschmaschine durchsucht, die wenige Häuser weiter in einem Schuppen auf Abholung wartete. Hat sich dann aber nach einem erneuten telefonischen Nachfragen aufgeklärt. Ich kann mich dieser Situationskomik nicht entziehen und lache teilweise laut, wenn ich das dann lese. Kopfkino halt. :-)

Und auch wenn ich leider nie live dabei sein kann, macht es ungeheuer Freude dies zu begleiten.

Viele andere wundervolle Dinge passieren: Bei mir hat eine Ehrenamtlerin, die sich um irakische Flüchtlinge kümmert, einen Schrank abgeholt. Was für eine sympathische Frau. Und auch die Helfer, selber Flüchtlinge, die sich untereinander helfen... so nett! Das sind die Begegnungen, die das Leben bereichern.

Oder die Wohnungsauflösung einer alten Dame, die ins Heim gezogen ist. Die Spenderin wurde von einer Nachbarin unterstützt, die die Spenden angeboten hat. In unserer Chatgruppe waren 9 Mitglieder! Was für ein Gewusel! Aber mit Humor und gutem Sinn haben wir es geschafft! Und außerdem bekommt die alte Dame nun auch noch einen kleinen Blumengruß in ihr neues Heim. Ist das nicht rührend? Wie sich alle bemühen? Da geht mir das Herz auf!

So ähnlich darf man es sich manchmal vorstellen
So ähnlich darf man es sich manchmal vorstellen

Auch während ich hier schreibe, läuft parallel die Verteilung, das Anbieten, das Organisieren. Eine Ehrenamtlerin fragte, ob ich noch wüßte, wer ein Kinderbett angeboten hatte. Und ehrlich, Leute, ich weiß es! Ich bin wie eine Krake, die alle Fäden zusammen hält und fröhlich durch die Chats rutscht. Hier Fragen beantwortet, dort Menschen zusammenführt und Unklarheiten klärt. Und es macht eben auch noch einen riesigen Spaß! Das Bett hat sich grade übrigens verdreifacht. Beim Suchen der Anbieterin bin ich über zwei weitere "gestolpert", die nun ebenfalls was zum spenden haben. Grandios!

Und hinzu kommt auch noch, dass sowohl die Spender als auch die Ehrenamtler sooo nett sind! Es macht einfach Spaß mit ihnen zu arbeiten!

Montag treffen sich alle Ehrenamtler bei mir, da ich einige von ihnen nur von Facebook kenne. Und das möchten wir unbedingt ändern! :-)

 

Sagte ich schon, dass es unheimlich Spaß macht?




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