Astrid: Wirbelsäule & Co.

Hallo ich bin 36 Jahre alt, habe 3 Kinder und bin verheiratet.

Bei mir fing alles 1986 an mit meiner Wirbelsäule. Ich habe mit 9 Jahren schon Rückenprobleme gehabt. Krankengymnastik und Fangopackungen und, und, und. Als ich 11 Jahre alt war wollte ich morgens mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Ich bemerkte schon, dass ich Schmerzen hatte an dem Morgen. Aber hab geglaubt, dass ich falsch gelegen habe.

Wir wohnten in einem Hochhaus im 3.Stock. Dort bin ich mit dem Aufzug und meinem Fahrrad nach unten gefahren. Unten stieg ich aus. Als ich vor der Haustüre stand konnte ich plötzlich nicht mehr laufen und hatte sehr starke Schmerzen. Ich schrie nach meiner Oma, da ich dort aufgewachsen bin. Meine Oma hörte mich und guckte nach unten und sah mich dort stehen. Ich sagte ihr das ich nicht mehr laufen kann. Sie rief sofort den Krankenwagen und fuhr mit mir ins Krankenhaus. Dort haben sie geröngt und nichts gesehen. Die Ärzte meinten ich makiere, weil ich nicht zur Schule wollte. Eine Woche haben die mich dort auf der Kinderstation behalten, dann wurde ich entlassen.

Ich sagte immer wieder das ich Schmerzen habe. Die Schmerzen wurden Zuhause wieder schlimmer. Meine Oma ist mit mir zu unserem Orthopäden gefahren und der hat nochmal geröngt und gesehen, dass die Wirbelsäule gebrochen war. Sofort musste ich mit dem Krankenwagen auf einer Vakuummatratze in eine Spezialklinik nach Bad Wildungen, in die Werner-Wicker Klinik.

Dort wurde nochmal geröngt und ein MRT gemacht. Es wurde operiert, die Wirbelsäule wurde verschraubt und stabilisiert.

8 Stunden wurde operiert, aufgewacht bin ich auf der Intensivstation mit lauter Geräten, Schläuche, Bluttransfusionen und, und, und. Ich War 11 und hatte unheimliche Angst. Ich musste 3 Wochen im Bett liegen, durfte mich nicht alleine drehen oder bewegen, bis das Gipskorsett angelegt wurde. Dann durfte ich langsam anfangen zu gehen.

Nach 3 Monaten Klinik und Reha um den Umgang mit dem Rollstuhl zu lernen, durfte ich nach Hause. Mit einem zugeschraubten Kunststoffkorsett. Einen Rollstuhl brauchte ich nicht. Aber die Ärzte sagten mir, dass es nicht vorhersehbar ist was in den Jahren passiert. Ich dachte nur:  "Ja, ja, aber bestimmt nicht mir."

Die Jahre vergingen, ich lernte meinen Freund kennen und ich wurde früh Mutter, mit 16. Bin stolz darauf, weil ich es einfach gut hinbekommen habe, dass meine Kinder heute so toll sind wie sie es sein sollten 😊. Mit 20 bekam ich meine 2. Tochter. Mit 28 Jahren ist meine erste Ehe leider kaputt gegangen. Mit 29 lernte ich meinen jetzigen Mann kennen, und habe mit 32 meine 3. Tochter bekommen.

Jetzt, seit letztem Jahr, ist dann alles zur Katastrophe gekommen. Ich bekam wieder unheimlich Schmerzen und bin zu meinem Orthopäden gefahren. Der hat sofort geröngt und ein MRT gemacht. Als ich zur Besprechung musste, schaute er nur die Bilder an und sagte, dass es nicht gut aussieht. 5 Bandscheibenvorwölbungen und eine starke Degeneration bis zum Atlas hoch. Und eine Arthrose der Wirbelsäule. 5 cm ist die schon eingefallen und hat im Brustbereich Verknöcherungen. Mittlerweile ist es so, das ich mich nachts nicht richtig bewegen kann und Schmerzen habe. Bekomme oft schlecht Luft, bei jedem Atmen knackt alles in dem verknöcherten Bereich. Ich habe dazu noch eine Spastik entwickelt und habe oft einen steifen Hals. Dazu kommt noch, dass ich Rheuma und Arthrose in den anderen Gelenken bekommen habe.

Und eine leichte Muskellähmung im rechten Oberschenkel. Aber die kam durch eine falsch gesetzte Thrombosespritze von damals, als ich im Krankenhaus war wegen der Wirbelsäule. Die haben damals zu tief gespritzt und da hat sich ein Abzess gebildet, der mir fast mein Bein gekostet hat. Mir wurde ein Drittel vom Muskel entfernt und das Bein ist seitdem schwach.

 

Ja, wie die Ärzte es voraussagten, der Rollstuhl ist mir nicht erspart geblieben. Sie haben Recht behalten. Seit Januar 2015 ist er fester Begleiter draussen. Ohne ihn schaffe ich keine schmerzfreien Strecken mehr. Und es ist keine Heilung möglich, da in dem operierten Bereich alles Narbengewebe ist  und eine weitere Operation mir zu 80 % eine Querschnittlähmung garantieren würde. Deshalb werde ich es auch nicht mehr operieren lassen. Ich weiß, dass es mit den Jahren schlimmer wird, aber ich werde es schaffen damit zurecht zu kommen. Ich lebe jetzt 27 Jahre damit und werde mich nicht unterkriegen lassen. Im übrigen ist es auch viel geerbt sagt mein Arzt.  Mein Bruder ist 100 % mehrfach schwerbehindert. Er ist stark gehbehindert, Epileptiker und Spastiker, eine leichte geistige Behinderung hat er auch. Ich werde es gut meistern, ich habe 3 wunderbare Kinder und einen Mann der mir hilft.😊 Meine ganz Kleine sagte am Anfang, als ich den Rollstuhl benutze: "Aber Mama! Du bist doch keine alte Oma!" 😃 "Nein, mein Kind, das bin ich nicht", sagte ich ihr! Und dann erklärte ich ihr meine Krankheit und zeigte ihr auch die vielen großen Narben. Und heute nutzt sie ihre Vorteile. Wenn sie nicht mehr laufen kann, kommt sie auf Mamas Schoß und rollt mit mir zusammen 😃 . Dank meines Orthopäden schaffe ich heute noch 500-800 Meter am Stück zu gehen. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ich der Querschnittlähmung nicht so einfach davon gekommen. Und dank meiner Oma, die sofort reagiert hat und für mich da war in der ganzen Zeit.

Leider ist meine Oma nicht mehr da, was mich oft sehr traurig werden lässt, vor allem jetzt in der Zeit, wo ich mich doch mit dem Rollstuhl anfreunden muss.

 

Danke, dass ich ein kleinen Teil meiner Geschichte hier schreiben durfte.

Astrid




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