Altenheim! Yeah!


Seit meine Mama im Altenheim ist, bin ich dort mindestens einmal in der Woche.

Findet ihr den Begriff "Altenheim" auch so schwierig? Ich mag ihn überhaupt nicht. Vor allen Dingen das Wort "Heim" ist bei mir sehr negativ belegt. In diesem Kontext hat es für mich nichts Heim-eliges, Gemütliches, aufgehoben sein, Geborgenheit, Schutz.

"Altenheim" hört sich für mich nach Abschieben, Loswerden, Zusammenpferchen an. Mich schüttelt es jedesmal. Aber wie soll man eine solche Einrichtung sonst nennen?

Und ich glaube, da ist der Haken: Eine solche Einrichtung ist, finde ich, widernatürlich. Es ist ein Ort, wo alte und kranke Menschen gesammelt werden, weil sonst für sie kein Raum ist.

Richtig(er) wäre es, sie wären in einem (Familien-)Verbund. Von ganz jung bis ganz alt. Das sind sie aber nicht.

 

Warum gibt es das nicht, oder nicht so häufig? Ich glaube, weil es den "Jungen" zu anstrengend ist, sich neben ihrem Leben, das Familie (aber eben nur mit Kind, nicht mit Omma), Arbeit und Soziales, Freunde treffen, etc. umfasst, auch noch um einen Menschen zu kümmern, der Hilfe benötigt. Es gibt sie halt nicht mehr, die Großfamilie, wo alle von Baby bis Greis unter einem Dach gewohnt haben. Wäre es noch so, dann hätte eine solche Gruppe nur einen oder maximal zwei Hilfebedürftige zu versorgen.

In einem Altenheim haben aber ein oder zwei Pflegekräfte eine ganze Gruppe mehr oder weniger stark Hilfebedürftiger zu betreuen. Wären diese Menschen in einem Verbund gemischten Alters integriert, könnten sie sich vielleicht sogar noch einbringen und eine Aufgabe finden, selber helfen.

Das ist es auch, was mich an einem Leben im Altenheim so abschreckt. Die Bewohner haben keinerlei Aufgaben. Sie leben dort, haben ihren Tagesablauf, aufstehen, essen, schlafen, dazwischen Unterhaltungen, die ihnen durch verschiedene Angebote unterbreitet werden, und das ist es. Aus meiner Sicht heraus scheinbar unendlich langweilig.

Ich würde mir ein Modell wünschen, wo es gemischter zugeht. Und wo sich die Erfahrung des Alters mit der Aktivität der Jugend vereint. Wo die Schwäche des Alters von der Kraft der Jugend aufgefangen wird. Ich denke, dass es weder schlecht noch gut ist, ob man jung oder alt ist. Denn darauf hat niemand Einfluß. Wer nicht alt werden will, muss halt jung sterben.

Darum brauchen die Jungen sich auch nichts auf ihre Jugendlichkeit einzubilden und auch nicht von oben herab auf die Alten sehen. Die haben nämlich so manch einen Streifen schon mitgemacht und könnten mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es denn nur mal jemand würde hören wollen.

Aber leider vergessen viele, dass sie auch mal in einem Altenheim enden können. Sonst würden sie vielleicht anders mit den Alten in der Gesellschaft umgehen. Die verdienen viel mehr Respekt und Anerkennung als ihnen zuteil wird.

 

Aber vielleicht sehe ich das auch alles ganz falsch.

Vielleicht bin ich irgendwann froh, in einem betreuenden Umfeld zu leben, wo ich mich um nix mehr kümmern muss. Wenn es da dann nur nicht soviele alte Leute geben würde... ;-)

Da ich ja nun den unschätzbare Vorteil habe, dies alles aus erster Hand erfahren zu können, werde ich mich aufmachen um es zu erkunden.

Ich bin seit einigen Wochen im Angehörigenbeirat. (Damals war's die Schulpflegschaft, jetzt ist es der Angehörigenbeirat, hihi)

Jeder Wohnbereich hat einen Vertreter der Bewohner und der Angehörigen. Einem Treffen habe ich schon beiwohnen dürfen. Und die Damen des Bewohnerbeirates haben mich sehr für sich eingenommen. Sie haben Humor, einen starken Willen und eine eigene Meinung. Das fand ich echt klasse. Und sie schienen mir so gar nicht unzufrieden mit ihrem Leben im Altenheim. Ganz im Gegenteil!

 

Da ich mich dort gerne noch weiter engagieren möchte, habe ich die Idee, eine Gruppe ins Leben zu rufen. Dort würde ich gerne aus meinem Blog vorlesen und anschließend mit den Menschen über das Gehörte sprechen.

Ich bin mir sehr sicher, dass ich eine Menge erfahren werde. Über ihre Meinung, ihr Empfinden, ihre Wünsche, Erlebnisse und Hoffnungen. Und darauf freue ich mich sehr.

 

Und was ich deutlich betonen möchte: Das Heim in dem meine Mutter lebt ist eine sehr liebevoll und aufmerksam geführte Einrichtung, wo sich jeder Angestellte mehr als bemüht, die Bewohner zufrieden zu stellen. Ich mag die Menschen dort sehr. Darum geht es hier aber auch gar nicht. Sondern um das Modell "Altenheim" als solches.




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