Es weihnachtet


So langsam wurde es weihnachtlich. Ende meiner dritten Woche war schon der erste Advent. Die Klinik rüstete auf und überall wimmelte es vor Kugeln, Bäumen und Gestecken. Und was so richtig Spaß machte: Sonntags gab es regelrechte Festessen. Mit Vorsuppe, leckersten Hauptgerichten und Nachtisch. Sehr gut!

Und die Weihnachtsmärkte waren geöffnet.

Das roch nach Glühwein...

Achim war so lieb, mich nach Linz zu entführen. Wir fuhren mit seinem Ford C-Max, der wundervoll für Rollstuhlfahrer geeignet war. Dort angekommen sind wir erst etwas über den Weihnachtsmarkt gebummelt, dann auch noch durch die Fußgängerzone. Vorbei an verschiedenen Geschäften. Aber rein, nein, dazu hatte ich keine Lust. So kullerten wir zurück und einmal durch die Buden. Es war früher Nachmittag, noch nicht mal dunkel und nicht so recht voll, so passte ich gut überall durch.

An einem Crepe-Stand kam ich nicht vorbei. Komme ich, ehrlich gesagt, so gut wie nie. Es muss dann immer eines mit Nutella sein, obwohl ich diese Creme sonst nie esse.

Achim war da genügsamer. Während ich mümmelte schob er mich weiter. An einem Glühweinstand (ach, jetzt könnte ich grad auch einen trinken...) hielten wir wieder. Crepe war verputzt, Hände waren frei. :-)

Achim holte mir einen Glühwein und da er keinen Alkohol trinkt, sich einen Kakao. So saßen wir beide nett auf dem Markt und ließen es uns so richtig gut gehen.

Wenige Tage später sind Achim, Uli und ich wieder aufgebrochen, diesmal nach Koblenz. Natürlich gibt es auch dort einen, eigentlich zwei Weihnachtsmärkte. Und drumherum ne Menge Stadt. Diesmal schob mich Uli. Das liebte er. Meine Mitmenschen nicht so sehr, denn er vergaß immer, dass ich vorne noch zwei Füße dran habe. Mit denen fuhr er den vor mir laufenden Mitmenschen sehr gerne in die Waden. Um das zu verhindern, blieb mir nur, die Räder zu stoppen.

"Uli, denk an meine Füße!" "Ja, sicher, mache ich doch." Hm. Genau.

Jetzt ist Koblenz nicht für glatt asphaltierte Straßen bekannt. So schüttelte es mich ganz schön durch, als wir durch die Stadt fuhren. Aber es war echt wunderschön. Natürlich gab es auch hier eine Menge Buden. Zuerst sollte es mal ein Kakao sein für uns alle.

Achja, und ein kleines Stückchen Apfelstrudel mit Sahne. Räusper.

Es war kalt, aber trocken, so konnten wir es gut draußen aushalten. Denn mit irgendwo rein gehen war es nicht ganz so einfach. Ganz schön viele Treppen hier...

Zu der Zeit war ich aber noch nicht so gut ausgestattet, wie ich es jetzt bin. Eine Jeans und drunter eine Leggins waren jetzt nicht so doll viel für jemanden, der nur sitzt. Aber es ging, auch wenn meine Beine sehr kühl waren.

Nachem wir uns gestärkt hatten ging es weiter, mal wieder auf der Suche nach nem Klo. Aber das war nicht so schwierig, es gab in der Nähe ein großes Einkaufszentrum, dort wurden wir fündig.

Das Witzige an dem Behinderten-Klo war, dass man klingeln musste. So stand ich vor der verschlossenen Türe, und drückte den Klingelknopf, woraufhin ein Gong ertönte, der Big Ben verblüffend ähnlich war. Cool, jetzt weiß doch ganz Koblenz, dass ein Rollifahrer auf's Klo muss... Unfassbar lustig.

Die tun nur so, sie sind nüchtern. ;-)
Die tun nur so, sie sind nüchtern. ;-)

Als das geschafft war, sind wir wieder raus und haben uns einen Glühwein gegönnt. Es war eine tolle Stimmung dort, hat mir sehr gut gefallen.

Und dann ging es auch schon wieder zurück in die Klinik. Auf dem Weg dorthin sollten wir an einem Tal vorbei kommen, in dem der Stern von Bethlehem mit 3.500 Glühbirnen auf einem Rundwanderweg installiert ist. Leider war er nicht zu sehen. Es war neblig und so starrten wir ins Dunkle.

Dieser blöde Stern war auch schuld, dass ich mit meinem geliehenen E-Rolli durch Finsternis und Nebel waberte. Ich wollte das blöde Ding unbedingt auftun. Alle sagten, er sei gut zu finden. Tja, mir ist es nicht gelungen. Dafür war ich eisgekühlt als ich wieder in der Klinik war.

Nunja, jetzt können wir ihn auf der Homepage der Touristik bewundern. So sieht er aus. ;-)




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