„Wo kommt das denn her?“
„Geht das wieder weg?“
„Kann man da gar nichts tun?“
„Aber da muss es doch was geben?!“
„Seit wann hast du das denn?“
„Wie hat das denn angefangen?“
Das sind sie, die Fragen, die die Welt bewegen. Zumindest die Welt um mich rum. Die Menschen, die mich näher oder weiter entfernt kennen oder zu kennen glauben und die Anteil nehmen an meinem Schicksal. Ohne dem Wort „Schicksal“ eine emotionale Bedeutung geben zu wollen, genau wissend, dass es sie in den meisten Köpfen aber hat. Und zwar eine negativ belegte.
Wer von Schicksal spricht, meint nicht „Glück gehabt!“, der meint nicht „nochmal gut gegangen“, auch nicht „das hätte aber schlimmer kommen können“.
Der meint: „Du arme Socke!“ und „Hoffentlich bekomme ich sowas nicht.“
Und das möchte ich überhaupt nicht beurteilen. Ich weiß, dass ich vor einigen Jahren einen Bericht über Stephen Hawkin gesehen habe und zu Thompson gesagt habe, er möge mich bitte erschießen, wenn ich sowas bekomme. Bitte früh genug. Etwas Furchtbareres als den Gedanken, kaum mehr als noch die Augen bewegen zu können, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Sicher, angenehm ist die Möglichkeit, dass mir dies eventuell bevorstehen könnte nun nicht zu nennen. Aber erschossen werden möchte ich nun bitte auch nicht. Haste gehört, Thompson? ;-)
Und damit sind wir wieder beim Schicksal. Ich glaube daran. Ich glaube auch, dass es nicht „böse“ ist. Ich glaube, dass jeder das Schicksal bekommt, das er (er)tragen kann. Und dass jeder an seinem Schicksal wächst. Ich bin umgeben von meinem Schicksal und ich habe meinen Weg bisher sehr gut gemeistert. Und das gibt mir die feste Gewissheit, dass ich auch alles weitere, was es für mich noch bereithält, meistern werde. Und so denken zu können, sehe ich als eine wunderbare Gabe, für die ich mehr als dankbar bin. Denn sie schützt mich vor Depressionen, Verzweiflung und unglücklich sein. Sie schützt mich nicht vor dem traurig sein, das bin auch immer mal, aber dann kann ich mich beruhigend in den Arm nehmen und mir sagen, das wird schon. Das gleiche tue ich, wenn mal die Angst vor der Zukunft hochgekrochen kommt. Klar, hast du Schiß, aber hey, das wird schon! Kopf hoch *zwinker, zwinker*
Und dann stehen viele liebe Mitmenschen neben mir und sehen mich an und sagen: „Mensch, wie du das schaffst, könnte ich nicht.“ Doch, ihr könnt das genauso! Ihr musstet es nur noch nicht können. Aber wenn ihr kurz mal zurück blickt, werdet ihr sicher eine Menge Beispiele dafür finden, dass ihr Dinge geschafft habt, die ihr erst einmal als unmöglich angesehen habt. Stimmt’s? ;-)
Auch möchte der Mensch als solches sehr gerne Lösungen haben, Antworten, Ziele. Gibbet aber nich immer. Die Fragen weiter oben zielen genau darauf ab. Ich will das nicht einfach nur aushalten müssen, ich will was dagegen tun können, das muss doch wieder weg gehen! Nope.
Meine Antworten sind:
- Weiß man nicht, kommt einfach. Den einen erwischt es, den anderen nicht.“
- Weiß man auch nicht. Ich kann es mir schon vorstellen, dass es vielleicht wieder weg geht. Vielleicht musste ich nur eine Zeitlang vom Schicksal ruhig gestellt werden, weil ich ohne diesen Knüppel zwischen den Beinen nicht aufgehört hätte mit meiner Art mein Leben zu leben. Vielleicht brauchte es das, damit ich all das erleben kann, was ich grade erlebe, all das lerne, was ich grade lerne und all das genieße zu tun, was ich grade tue. Ohne diese Krankheit wäre ich noch immer in der wahnsinnigen Mühle Arbeit, die mich nicht erfüllt aber aufgefressen hat, würde dann heim hasten um Sport zu machen, der Mittel zum Zweck war, nicht zuzunehmen, fit zu sein, schlank und attraktiv. Was ich dafür hielt. Jede Sekunde meines Lebens ausgefüllt mit Aktivität, wenig davon mit Aktivität die auch wirklich machen wollte. Das ist jetzt echt anders geworden. Ich frage mich ob ich dazu oder dazu Lust habe. Habe ich es nicht, lasse ich es. Ausnahmen bestätigen die Regel. ;-) (Blöde Physio…)
- Nee. Wat willse denn da tun? Wenn es was zu tun gäbe, hätte es sicher schon einer getan, oder? Keiner der Fragenden weiß, dass er der gefühlt hundertste mit dieser Frage ist, darum nehme ich es auch niemanden krumm. Ich wäre nicht anders. Aber nerven tut es. Sorry. Auch die dann oft folgenden Lösungsansätze, beginnend mit… „Hast du denn…“. Ich höre sie mir gerne an, unterdrücke ein Gähnen, nochmal sorry, und erkläre. Oder sage: „Ja, könnte ich mal versuchen.“ Uuuund nochmal sorry ;-) Eine behandelnde Ärztin in Bochum hat jetzt zwei Untersuchungen gemacht, die vielleicht ein wenig Licht in die Sache bringen und dann vielleicht sogar eine Diagnose und womöglich eine Behandlung. Das ist doch echt mal was. Aber ansonsten habe ich echt alles schon mal gehört, untersuchen lassen nachsehen lassen. Isch schwör!
- Nope, erstmal nicht.
- Ja, das ist eine der interessantesten Fragen. Seit wann habe ich das denn? War der Beginn vielleicht schon als Kind, als ich wegen Rückenschmerzen zum Orthopäden und anschließend zum Schwimmunterricht, den ich echt gehasst habe, geschleift wurde? Oder um das Jahr 2006, als die Rückenschmerzen wieder da waren, dann aber wieder weg gingen? Oder erst im Jahr 2012, als mir nach einem Bänderriss im rechten Fuß auffiel, dass das Bein trotz der Verletzung kräftiger war als das linke? Ich glaube schon, dass da der Beginn irgendwo lag. Vielleicht auch früher, denn umgeknickt bin ich immer mal gerne. „Schraggelsfüße“ nannte es meiner Mutter, der das auch mal öfter passierte. Da ich mich nie dabei verletzt habe, habe ich mir auch nicht weiter was dabei gedacht. Der Bänderriss war entstanden, weil ich einen Bordstein übersehen hatte. Das war dann doch was viel. Mein behandelnder Neurologe meinte, die Krankheit würde so schnell fortschreiten. Wenn ich diese Jahreszahlen mit einbeziehe, relativiert sich das. Für mich war der Beginn im Mai 2014, weil ich dort meine linken Zehen nicht mehr heben konnte. Oder im Dezember 2013, weil ich dort beim Lauf-ABC meine Fersen nicht mehr an den Hintern bekam. Aber wann es angefangen hat oder was der Auslöser war, wird immer ein Geheimnis bleiben.
- Womit auch die letzte Frage beantwortet ist ;-)
Ich halte mich ungern mit den ganzen wenn und was wäre und hätte auf.
Es raubt mir Kraft. Und ganz platt gesprochen: darauf hab ich keinen Bock.
Ganz dem Spruch vom Dalai Lama entsprechend.
Akzeptiere es…
Kommentar schreiben