Es war einmal...

Es war einmal ein schöner, junger Königssohn.

Sein Volk liebte ihn, denn er hatte ein sonniges Gemüt und eine kindliche Freude erhellte sein Wesen.

 

Am meisten freute er sich, wenn bunte Dinge sein Leben bereicherten. Waren sie dazu noch rund, knautschig und konnten quietschen, war sein Tag perfekt.

 

Dafür ließ er sogar seinen geliebten Knochen, auf den er sonst mit Inbrunst herumkaute, fallen.

Doch es begab sich, dass in seinem Königreich seine böse Stiefmutter das Regiment führte. Sie war eine strenge alte Dame, die teilweise sehr missmutig auf sein fröhliches Spiel reagierte.

Wurde es ihr zu bunt, so schimpfte sie auf ihn und manchmal musste er auch ihre Handgreiflichkeiten ertragen. Doch da er so ein gutmütiger Schatz war, nahm er es ihr nicht krumm.

Aber wann immer sie in seine Nähe kam, war er wachsam, um ja nichts Falsches zu machen und so ihren Zorn auf sich zu ziehen.

Auch an diesem Tag, der nahezu perfekt war. Nach einem Spaziergang durch sein Königreich neben seiner Stiefmutter und einer rollenden Begleiterin, die ihn freundlich darauf hinwies, wenn er sich zu weit vom Troß entfernte, ihm aber dennoch ausreichend Raum ließ um sich umzuschauen und seine Untertanen zu begrüßen, ging es frohgemut zurück zur Burg.

Dort erwartete ihn schon sein Knochen.

Doch dann wurde es noch besser!

Ein bunter Quietscheball wurde von dem Gatten der rollenden Begleiterin aus einem Weidenkorb hervorgezaubert. Das war ein Spaß!

Er hüpfte mit dem Ball um die Wette, ließ ihn quietschen und trug ihn stolz zwischen dem Gatten und der Rollerin hin und her.

Leider erweckte sein Geturne das Interesse der Stiefmutter. Sie machte sich auf den Weg, um den Grund der Unruhe herauszufinden.

 

Schon nach wenigen Metern traf sie auf den achtlos liegen gelassenen Knochen. Das machte sie misstrauisch. Was zur Hölle hatte der Königssohn, das besser war als sein Knochen?

Da sie schon sehr alt war, hörte sie sehr schlecht. So entging ihr das Gequietsche gänzlich.

Doch ihre Nase funktionierte noch sehr gut. Auf die konnte sie sich verlassen.

 

Der Königssohn hatte schon mit seinem Spiel innegehalten. Er suchte Schutz hinter einem Bollwerk und verhielt sich ganz ruhig. Den neuen Liebling fest in seiner Hand.

Leider hatte er seine Rechnung ohne den Gatten der Rollerin gemacht. Der benötigte nämlich leider den Platz hinter dem Bollwerk um sich zu positionieren. Denn die Rollerin wollte auf das hinter dem Bollwerk liegende Sitzmöbel, sie nannte es "Sofa", gehievt werden.

Und so nahm das Unglück seinen Lauf.

Der bunte Ball bekam einen Schubs und rollte der bösen Stiefmutter genau vor die Nase.

Die war plötzlich wieder jung und spielte damit, als gäbe es kein Morgen.

Der Knochen lag ebenfalls sehr nah bei ihr. So erreichte er auch ihn nicht. Nun tat es ihm leid, dass er ihn so achtlos behandelt hatte.

 

Und was blieb dem armen, jungen, schönen Königssohn nun anderes übrig, als in seinem Versteck zu bleiben und auf Ball und Knochen zu verzichten, um die Stiefmutter nicht zu erzürnen?

 

 

So gab er seinem Schicksal nach und litt still und leise vor sich hin.

 

Und wenn er nicht gestorben ist, dann liegt er da noch heute.



Kommentar schreiben

Kommentare: 0