Nicht meine Affen?

Schöner Spruch. "Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen." Jackson hat mir mal eine Postkarte mit diesem Spruch geschenkt.

Heißt ja soviel wie: Wenn jeder für sich sorgt, ist für alle gesorgt.

 

Wenns nur so einfach wäre.

Wer mich kennt, weiß, dass ich von der burschikoseren Sorte bin.

Ich habe außerdem einen recht schwarzen Humor. Das ist nicht für jedes Pflänzchen der rechte Umgang. Manch eines fühlt sich da schon mal an die Zwiebel gepinkelt. Zum einen weil ich über Dinge lachen kann, die vielleicht nicht jeder lustig findet. Oder auch, weil ich mit meiner Situation umgehe wie ich es tue. Miteinander heulen über meinen nahen Tod ist halt nicht meins. Mir anzuhören, dass der Tod nahe ist, übrigens auch nicht. Das sind nicht meine Affen. Ich sterbe wann ich sterbe.

So wie jeder andere auch.

Oder heult ihr neben und mit eurem geliebten Ehepartner/Freund/Bruder... über seinen zukünftigen Tod? Der würde euch den Puls fühlen. Und dabei könnte seiner (oder eurer) näher sein als meiner. Warum also muss ich mir mitleidige Blicke "geben"?

 

Nett, dass der ein oder andere es traurig findet, wenn ich die Biege mache. Reicht aber, wenn derjenige dann heult, wenn es mich tatsächlich dahingerafft hat. Ich muss da nicht bei sein. Wirklich nicht. Danke.

Ich lebe bis dahin lieber und freue mich daran, dass ich es tue. Und an dem, was mir alles geschenkt wird. Was ich erlebe darf und wie gut es mir geht.

 

So. Und nun?

Wessen Affenzirkus ist das denn dann?

Ich meine ja, meiner. Nicht.

Würde ich es unverblümt (um in der Botanik zu bleiben) ausdrücken, würde ich sagen: "Hömma, wenn Du damit nicht klar kommst, dann lass es doch. Wegen mir müssen wir hier nicht so nen Affentanz aufführen. Kannst jederzeit den Zirkus verlassen."

Aber sowas sagt man ja nicht. Ne?

Schade eigentlich.

 

Es würde mein Leben schon vereinfachen.

 

 

Da ich aber auch ein angepasstes Menschenkind bin, halte ich mich an die Regeln. (Wer hat die eigentlich gemacht?)

 

Ich lächle und schaue, wie ich mich aus der Aff(en)aire ziehe. Ohne jemanden zu verletzen. Sage "Bitte" und "Danke",

...auch bei Dingen, um die ich gar nicht gebeten habe.

Nehme lieb gemeinte Angebote entgegen, deren Umsetzung mir gar nichts bringen und überlege, wie ich aus der Nummer rauskomme, ohne dem Anbieter auf die Füße zu treten. Denn leider ist es oft so, dass der Anbietende sich von einem "Nein, danke", persönlich angegriffen fühlt. "Na, dann eben nicht. Pöh!"

 

Ich sage schon mal "Ja" wenn ich "Nein" meine, um den anderen nicht vor den Kopf zu stoßen. Oder übersehe Übergriffe, die einer Entmündigung nahe kommen, weil der andere es ja nur gut meint. "Ich wollte doch nur helfen!"

 

Gerne kaufe ich mir mit der Annahme eines Hilfsangebotes gleichzeitig die Erwartung des anderen ein, nun aber bitte dankbar zu sein. Und zwar in der Art dankbar, wie ER sich Dankbarkeit vorstellt. Oder die Hilfe auch schätzen zu wissen. Was ich tue, vielleicht aber nicht so, wie er es sich vorstellt.

Dass ich "danke" sage, ist selbstverständlich. Doch: Muss ich noch mehr leisten? Mich ihm genehm verhalten? Oder sind das nicht vielmehr seine Affen, die er mir da auf den Hals hetzt?

(Dass hier überall die männliche Form steht ist nur der Einfachheit halber passiert. Meist sind es sowieso die Damen, die es verkomplizieren. 😎)

Ist ein Hilfsangebot so angelegt?

"Ich habe dir wirklich gerne geholfen." Da gehört meiner Meinung ein Punkt hin, kein Komma, dem ein "aber" folgt. Oder?

 

Und darum habe ich meine Affen nun neu sortiert.

Ich habe mir versprochen, dass ich sie bei mir behalte. Aber auch, dass ich die fremden Affen in ihren Zirkus zurück schicke.

Das muss nicht unfreundlich oder gar böse geschehen. Das geht mit einem Lächeln.

Die Krux ist nur, die fremden auch zu erkennen.

Die sind nämlich schwuppdiwupp übergelaufen und fressen meinen dann die Bananen weg.

 

So werde ich nun erstmal den Zirkuszaun auf Löcher überprüfen. Die werden geflickt.

 

Dann kommen die Äffchen der anderen, die deren Erwartungen, Enttäuschungen, Verletzungen oder sonstige Befindlichkeiten auf ihren Schultern tragen schon mal nicht mehr ungeprüft rein. Die müssen von nun an durch die Tür.

Und da steht, natürlich!, der Türsteher.

Und der schaut sich an, wer da so in meinen Zirkus will.

 

Und er hat die Anweisung:

Keine fremden Affen!




Kommentar schreiben

Kommentare: 0