Abenteuer Leben

Kennt ihr das?

Ihr müsst mal aufs Klo. Die erste Frage ist, ob ihr in die Kabine passt. Die zweite, ob es auch hoch genug sein wird. Die dritte ob ihr überhaupt rauf und wieder runter kommt. Die vierte, ob ihr jemanden rufen könnt, der euch helfen würde, wenn die Antwort auf einer der Fragen 1-3 "Nein" sein sollte.

Ihr möchtet schlafen gehen.

Da stellt sich die Frage, ob der Weg dorthin ein Problem darstellen könnte. 

Schließlich ist es schon mal passiert, dass ihr statt rein, ein wenig falsch gelandet seid, was mehr raus als rein bedeutete. Aber hey! Nicht pfuschen und plötzlich Muskeln zu Hilfe nehmen, die nicht verfügbar sind!

So liegt ihr halb im und halb vorm Bett, die Arme geben ihr Bestes, es zu einem 100%-In-Vergnügen werden zu lassen, aber es ist noch nicht entschieden. 

Und während ihr so da hängt, seid ihr mehr als dankbar, dass ihr nicht alleine seid und um Hilfe rufen könnt. Was ihr auch macht, denn die Arme werden langsam müde und es sieht tatsächlich mehr nach raus-runter als nach rein aus.

Ihr möchtet von einem Sitz auf einen anderen wechseln.

Neee... nicht einfach machen! Wie gesagt: Pfuschen gilt nicht!

Ist der Sitz auf den ihr wollt, nah genug bei euch? Ist er in der gleichen Höhe wie der, von dem ihr kommt? Könnt ihr die Ärmchen mal wieder ausreichend aktivieren, dass es auch tatsächlich rüber geht? Ist alles rutschfest?

Einige kennen diese Szenarien. Andere versuchen sie sich grade vorzustellen.

Ich erlebe sie tagtäglich.

Mein Leben ist ein allumfassendes Abenteuer, das die Überschrift "Absturzgefährdet" trägt.

Vor einigen Monaten war das noch kein Thema. Ich konnte vom Rolli auf Stühle, Klos, ins Bett, auf einen anderen Rolli... so wie ich wollte hin- und her-wechseln.

Der Po hob sich an, die Arme nahmen Schwung, rüber.

Das ist seit einiger Zeit vorbei. Da hebt sich nicht mehr viel an. Die Muskeln verabschieden sich und das macht das Heben schwer.

Der Po, wie auch der Rest unterhalb des Bauchnabels sitzt mehr so Barbapapa-mäßig wie festgeklebt auf dem, worauf er sitzt. Pratsch!

Wobei das eher ein hinkender (haha) Vergleich ist. Barbapapa konnte sich verändern und rüber gleiten. Ich kann nur runter wenn rüber nicht klappt.

Und das wirklich Blöde ist, dass es tatsächlich jedes Mal bis zuletzt offen bleibt, ob es auch diesmal wieder klappt.

Oder nicht.

Ich wechsele nie zuversichtlich aus meinem sicheren Rolli auf die unsicheren anderen Sitzgelegenheiten. Immer höre ich Trommelwirbel und bin selbst gespannt ob es gut geht. Und das ist kein schönes Gefühl. 

 

Aber Wechseln muss nunmal sein. 

Ich wechsele vom Rolli in den Panzer wenn es nach draußen geht.

Problem: Sie stehen recht weit auseinander, denn beide haben Fußrasten, die verhindern, dass ich die Sitzflächen nah aneinander bringen kann. Darum habe ich ein Rutschbrett.

Problem Nr. 2: Man hat nicht immer eine wirklich rutschige Hose an. Eine Jeans kann schon mal so sehr stoppen, dass du auf dem Brett verhungerst. Da schubbere ich mit dem Po, drücke mit dem linken Arm, ziehe mit dem rechten und hoffe, dass es irgendwie klappt. Im Sommer schweißgebadet, bei der aktuellen Witterung geht es etwas glimpflicher ab. 

Bevor ich mich aufmache, schaue ich immer, wo mein Handy ist, damit ich zur Not Hilfe rufen kann. Hört sie ihres. Hört sie es nicht: Doch auf dem Brett verhungern. ;-)

Ja, es klappt. Meistens. Und zu den Zeiten wo es nicht geklappt hat, war der liebe Gott so gnädig, jemanden in die Nähe zu stellen, der mir half.

Aber gut für das Selbstvertrauen ist sowas nicht.

Rolli-Brunositz ist das gleiche. Hat bisher immer geklappt, aber manchmal war es verdammt knapp.

Beim Klo das gleiche. 

Ich erspare euch Einzelheiten. Nur soviel: Auch mein Chef durfte schon mal Hand anlegen. Ich war beim rüber rutschen vom Klo in den Rolli an dessen Feststellbremse gekommen, der Rolli rollte weg und ich hing zwischen den beiden. Krallte mich an die Griffe neben dem Klo, die er mir freundlicherweise schon hatte anbringen lassen. Da half nur laut um Hilfe rufen und Gott sei Dank hat mich jemand gehört. In einer Autowerkstatt nicht ganz sicher. Da ist aber dann immer noch das Glück im Unglück. Weiteres Glück im Unglück war, dass ich mich schon angezogen hatte und einem doch nicht sooo nahestehendem Herrn den Anblick meines nackten Hinterns ersparen konnte. Leute, hört sich nur lustig an! Ist es nicht.

Ich war nach der Rettungsaktion, die er wirklich sehr souverän erledigt hat, noch lange Zeit zitternd unterwegs. Vor Anstrengung und Schreck. Und seither mit der Frage und der Angst behaftet, wie mein nächster Besuch in dieser Örtlichkeit wohl enden wird.

Beim Bett passiert es, dass ein falscher Handgriff dazu führt, dass ich entweder den Po nicht auf die Matratze bekomme oder mich zu doll angeschubst habe, sodass ich wie ein Käfer auf dem Rücken liege. Da dann meist der Po noch nicht im Bett ist, habe ich keine Chance mich aufzurichten und reinzuziehen. 

Auch hier hatte ich bei den aktuell zwei Malen das Glück, Thompson in der Näher zu haben, der mich rettete. 

Auch hier stelle ich mir bei jedem rein und raus die Frage ob es diesmal gut geht und freue mich wenn dem so ist. 

Besser, ich bin erleichtert.

 

Immer die Angst im Nacken zu haben ist jedenfalls kein Spaß.

Der einzige Ort, wo es aktuell zuverlässig klappt, ist der Weg Rolli-Sofa und zurück. Hier passen die Gegebenheiten und ich kann mich vom Rolli einfach reinfallen lassen und mit dem Rutschbrett durch Zuhilfenahme der Lehnen sehr gut wieder zurück holen. Also werde ich am Besten mein Leben dort fristen. ;-)

Um mir ein Stück Sicherheit zurück zu holen, mit der Beruhigung verbunden, dass ich auch, wenn ich alleine zuhause bin, nicht hilflos irgendwo liegen muss, habe ich mich nun für den Hausnotruf entschieden.

 

So ist die Angst zu stürzen dadurch gemildert, dass ich weiß, dass mir anschließend geholfen wird. Denn wenn ich ehrlich bin, ist es nicht die Angst, dass ich mich verletze. Das Risiko ist eher gering, denn ich falle ja nicht ungebremst irgendwo runter, sondern komme nur nicht irgendwo hin. Und kann mich dann langsam runterlassen. Wäre aber alleine auf dem Boden verloren. Unmöglich, mich selbst hoch zu ziehen.

Weiß ich aber, dass im Notfall auf Knopfdruck Hilfe kommt, kann ich meinen Abenteuern wieder gelassener entgegen sehen.

 

Muss dann doch nicht nur auf dem Sofa bleiben. ;-)




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