Viele Wege führen zum Petersplatz...

Wir haben unseren ersten Tag in Rom erlebt. Puhuhuhuu….

Nach einer ruhigen Nacht sind wir am Morgen frisch gestärkt mit Bruno auf Tour gegangen. Am Vorabend hat uns der nette Herr an der Rezeption auf einem Plan gezeigt, wo wir am besten parken. Dann noch, wo wir überall hin sollen. Und da er alles Sehenswerte mit einem Kugelschreiber umkreiste und den Weg dorthin ebenfalls mit Kugelschreiber nachzog, hatte der Plan am Ende eher Ähnlichkeit mit dem zufälligen Gekritzel eines Kleinkindes, sodass wir gar nichts mehr wussten.

Der zweite Versuch war, am Morgen, schon in Bruno sitzend, einen Herrn, der neben uns mit seinem Roller auf den Hotelparkplatz fuhr, zu fragen, wo wir denn am besten parken sollten in Rom. 

Nur: Er sprach kein Englisch und zeigte wild gestikulierend und erklärend mal hierhin und mal dorthin. Hm, ja... Dankeschön, Grazie! :-)

So haben wir wieder unseren Plan im Reiseführer zur Hand genommen, geschaut, wo der Petersplatz ist und ein Parkhaus in der Nähe ins Navi getippt und sind losgefahren.

Der Nachteil einer Weltstadt wie Rom ist, dass man in langen Autoschlangen in das Zentrum rumpeln muss, umgeben von italienischen Ragazzi, die überall und in jede Richtung fahren. Da wirste von links und rechts überholt, es wechselt dein Vordermann von der Spur neben dir mal eben auf deine und der PKW aus der Seitenstraße entscheidet, dass es nun an der Zeit ist, sich in den fließenden (haha!) Verkehr einzufädeln. (Und wenn zwei nebeneinander fahren, passt auch noch ein dritter rechts oder links, von mir aus auch rechts UND links daneben, es ist ein wahres Vergnügen.) Was man auch verstehen kann. Würden die in ihrer Straße warten, bis mal frei ist, wären sie eher im Rentenalter als am Ziel. Bruno ist somit leidgeprüft, aber Thompson, der das Fahren übernommen hat, ebenfalls. Er managt es sehr gut, den dicken Bruno durch das Gewirr der Autos, Mopeds, Roller und Motorräder zu lavieren. Ist kein neuer Kratzer dran. Aber es ist echt anstrengend. Dann aber auch wieder beeindruckend, dass nicht so viel passiert, wie man annehmen würde, weil doch jeder scheinbar einfach drauflos fährt.

Dadurch scheint aber jeder Fahrer aufmerksam zu sein und bremst halt früh genug, wohl wissend, dass er beim nächsten Mal der ist, der aus einer Seitenstraße raus will und dass das nur durch drauflos-fahren zu schaffen ist.

Der Vatikan und unten rechts das Parkhaus, das wir uns ausgesucht haben
Der Vatikan und unten rechts das Parkhaus, das wir uns ausgesucht haben

Und irgendwann gewöhnt man sich einfach an die Art sich durch das Gewusel vorwärts zu bewegen. Nach etwa einer Stunde waren wir auch schon am ausgesuchten Parkhaus. Es war recht eng, Bruno ist groß. Der ausgewiesene Behindi-Parkplatz war ein Witz, da wäre niemals ein Parken möglich gewesen. So habe wir uns für einen normalen Parkplatz entschieden. Ich bin über die Rampe ausgestiegen und dann erst ist Thompson in die Lücke gefahren.

So denn. Bruno stand, wir zuckelten los. Thompson hatte die zweifelhafte Ehre, mich zu schieben. Die meiste Zeit ist es nahezu unmöglich selber zu fahren. Entweder geht’s bergauf oder es heißt Bürgersteige überwinden, die nur im 90-Grad-Kipp-Modus machbar sind. Rom halt.

Ich geb’s zu. Ich bin kein Karten-Lese-Typ. Ich bin ein: Navi-sach-ma-wo-et-langgeht-Typ.

So habe ich Thompson eruieren lassen wo wir lang müssen um den Vatikan näher in Augenschein nehmen zu

können. Wir standen vor dem Parkhaus. Es ging bergauf nach links, bergab nach rechts. Hält man die Karte richtig rum, geht man zum Vatikan bergab, durch einen Tunnel und ist bald schon da. 

Aber wir waren recht überfordert von all den Eindrücken um uns herum und irgendwie hatte ich mich aus dem Kartenlesen schon ausgeklinkt und überließ es meinem Gatten. 

Der meinte links den Berg hoch, ich nickte, er schob.

Das tat er dann für etwas mehr als eine Stunde. Wir hatten einen wunderschönen Blick über die Stadt, wir haben das Denkmal von Guiseppe Garibaldi gefunden, einen Park durchquert, der aber bald so steile Wege hatte, dass mir Angst und Bange wurde und ich um Rückzug gebeten habe, und viele andere Sachen gesehen. Aber keinen Vatikan. Und es wurde so langsam anstrengend. Für beide. Denn so grandios ist es nicht, stets durchgeschüttelt zu werden, über Wurzeln zu knattern oder fehlendem Kopfsteinpflaster mit dadurch entstandenen Schlaglöchern, die Kratern gleichen, zu entgehen. Und dass es in einer Tour bergauf ging, war auch nicht entspannender.

Leider war ich auch nicht in der Lage, das Mobilfunknetz Italiens zu erobern. Irgendwie hatte ich zwar eine Verbindung und das Roaming wurde mir auch angezeigt, aber wenn ich Google Maps aufrufen wollte, ging das nicht. So blieb uns nur wieder unsere Karte...

Ein weiterer Blick darauf entblößte die bittere Wahrheit. Komplett in die falsche Richtung gestiefelt. Nun hieß es zurück auf den Pfad Gottes zu kommen.

Und der führte über eine vielbefahrene Straße ohne Bürgersteig. Es passten grade mal zwei Autos aneinander vorbei, und keines fuhr langsam. Wer bremst, verliert. Die Steigungen, die wir hochgetrabt waren, gingen nun wieder bergab, und das recht steil. Es gab Straße und Mauer. Ende.

Da mit mir lang zu turnen, dagegen wehrte sich Thompson vehement. Ich glaube, er hängt so ein bisschen an mir. Ich hingegen hatte keine Lust, all das, was wir hinter uns gelassen hatten,  wieder zurück zu ruckeln. Und irgendwie habe ich auch weniger Sorge das was passieren kann. Und ich habe mich durchgesetzt. So sind wir die Todesallee runter. Ich mit den Händen an den Greifreifen, die nach einiger Zeit immer wärmer durch die Reibung wurden, Thompson hielt den Rolli auch ein wenig fest und dann hieß es "Augen zu und durch".

Aber: So wie es irgendwie klappt, wenn Rollerfahrer rechts und links an Autoreihen vorbei steuern, ohne als Kühlerfigur zu enden,  klappt es auch mit Rollifahrern und deren Schiebern. Sie werden akzeptiert und umfahren. Und nicht einer hat

gehupt. Man wird hingenommen und in den fließenden Verkehr mit eingebaut. Man darf nur keine unvorhergesehenen Bewegungen machen, sondern muss sich immer gleichmäßig in seine Richtung vorwärts bewegen. Es hat mich stark beeindruckt, wie gut wir da runter gekommen sind. Und Thompson war anschließend auch mutiger, gestärkt durch dieses positive Erlebnis.

Einfach kann jeder. Wir wollten halt auf dem Weg zum Petersplatz auch was von der Stadt sehen...
Einfach kann jeder. Wir wollten halt auf dem Weg zum Petersplatz auch was von der Stadt sehen...

Und Heureka!

Endlich haben wir den Petersplatz erreicht. Was hatten wir den Kaffee auf! Aber es war ein sehr beeindruckendes Bild!

 

Dennoch mussten wir erstmal durchschnaufen, vor allen Dingen Thompson. Das hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Wir haben uns am Obelisken erstmal ausgeruht. Und ein paar Fotos gemacht.

Hunger hatten wir auch! So sind wir den gekommenen Weg ein wenig zurück gekullert, dort gab es einige Straßencafés. Hier haben wir uns eines ausgesucht und erstmal ne Pizza gegessen. Danach ging es wieder zurück. Wir waren gestärkt für neue Abenteuer.

Das erste bestand darin, einer Rentner-Rolli-Gruppe hinterher zu rollen. Mal sehen wohin es geht. Ich habe bei solchen Dingen die Hoffnung, einfach mit reinzuflutschen und was Schönes zu sehen. Thompson meinte nur: "Was machen wir hier?" "Ich weiss nicht." "Und warum laufen wir denen hinterher?" "Wer weiß" "Du spinnst." Rollte mich aber brav weiter, durch eine Sicherheitsschleuse hindurch, die wir auch problemlos passieren durften.

Und dann standen wir vor einem Herrn der Schweizer Garde, der fragte, ob wir denn dazu gehören würden und deutete auf die Rolli-Rentner, die nun schon ein Stückchen weg waren. Man lügt ja nicht, so verneinte ich. Und erklärte, dass wir

dachten, hier gehe es zur Sixtinischen Kapelle. Ging es nicht ("Die ist ganz am anderen Ende!", ein Satz den wir -zig mal gehört haben, irgendwie ist in Rom immer alles "ganz am anderen Ende") für uns schon mal gar nicht. Aber der Weg hätte uns eh nur in die vatikanischen Gärten geführt. 

Braucht kein Mensch. So sind wir wieder zurück. Wieder was gelernt. Hihi.




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