Der Teufel und der Belzebub

Cindy ist ja nun schon eine Rentnerin.

Hat das Tierheim ihr Geburtsjahr auf 2007 geschätzt, würde meine Tierärztin da noch 2-3 Jahre drauflegen. So wäre sie jetzt etwa 12-13 Jahre alt. Ein schönes Alter. Und nach wie vor ist sie fit und freut sich jedes Mal wie Bolle wenn es raus geht. Das passiert dreimal am Tag und die Runden sind nie klein. Sie läuft fröhlich mit und zeigt nie, dass es ihr zuviel wird.

Nun ist es aber leider so, dass sie als Junghund nicht kastriert wurde. Das führt oft im Alter zu Problemen. So auch bei ihr. Wird eine Hundedame normalerweise 1-2x im Jahr läufig, was mit leichten Blutungen einhergeht, ist es bei ihr mittlerweile so, dass wir die kleinen Blutstropfen im Abstand von drei Monaten auf unserem weißen Fliesenboden finden. Eine Ultraschall-Untersuchung zeigte auch eine Zyste.

Während dies bei Menschen gerne auch wieder weg geht, ist es bei Hunden ein Zeichen der Verschlechterung. Einmal begonnen, ist eine Verbesserung nicht mehr zu erwarten, sondern es kann langsamer oder schneller schlechter werden. Da hilft dann nur noch eine Kastration. Auch bei alten Hunden.

So war es ein leichtes, mich für die Katration zu entscheiden. Die Ärztin wollte aber vorher eine Blutuntersuchung machen, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Pascal ist gestern mit Cindy hingefahren und sie hat ein wenig Blut dagelassen. Heute ab 17 Uhr sollte ich anrufen um das Ergebnis zu besprechen.

 

Tja, und nun haben wir den Salat.

Ihre Nieren sind nicht mehr gesund.

Die Ärztin sagte, es gäbe 4 Stufen der Nierenerkrankung und sie sei Ende Stufe 2, Anfang 3. Und das hat weitreichende Folgen. Denn kranke Nieren können eine Narkose nicht gut wegstecken. Sie könnten einen ordentlichen Knacks bekommen, was die Lebenszeit entsprechend verkürzt. Sind die Nieren kaputt, vergiftet sich der Körper und das führt unweigerlich zum Tod.

Das ist fatal. Denn eine Gebärmutter, die nicht mehr gesund ist und immer öfter blutet könnte zu einer Anämie führen oder sie entzündet sich. Auch das führt zum Tod.

Wie sagte die Ärztin so schön: "Man kann sich nur falsch entscheiden."

 

Puh.

Meine erste Idee war, dass es ihr ja jetzt noch gut geht. Dann könnten wir ja warten. Sollte es zu einer Entzündung oder zu einer Anämie kommen, operieren wir halt dann.

Guter Plan. Geht aber nicht. Ist es soweit, dann kann nicht mehr operiert werden, dann muss sie eingeschläfert werden.

 

Leute, was soll ich sagen? Ich bin erschüttert. Es ist plötzlich so nah, dass Cindy, die doch immer da ist, nicht mehr da sein könnte.

Wie bitte? Das geht doch nicht! Und das ist so oder so möglich. Mit oder ohne OP.

 

Die Ärztin riet mir, ein paar Nächte drüber zu schlafen und mich dann zu entscheiden.

Auf meine Frage, wie sie sich entscheiden würde, wenn es ihr Hund wäre sagte sie, dass sie genau darüber auch nachgedacht habe und zu dem Schluss gekommen sei, dass es eine sehr persönliche Entscheidung sei. Es gibt also wirklich nicht DEN richtigen Weg.

Ich habe mich bedankt und aufgelegt. Und geheult.

Tu ich übrigens immer noch.

 

Und dann habe ich Thompson gerufen und ihm erzählt was ich erfahren habe. Und dann haben wir uns ratlos angesehen. Mir wurde heute erstmals so richtig bewusst, dass sie, nicht so wie mein Kopf es mir anders vorgaukelt, kein Jungspund mehr ist. Nein, sie ist ein alter Hund. Auch wenn sie noch total fit ist, lebt sie grade ihre letzten Jahre. Sie hat nicht mehr ihr ganzes Leben vor sich. Das hat sie zum größten Teil gelebt. Ich habe sie einen Teil begleiten dürfen und werde es bis zum Ende tun. Natürlich. Und das muss ich nun erstmal verdauen.

 

Worüber wir uns aber schon heute einig sind, auch ohne drüber schlafen zu müssen, ist, dass sie weiterhin ein schönes Leben haben soll und dass ihr Ende sanft und schmerzfrei sein soll.

Und das schließt in letzter Konsequent eine Kastration aus. Denn die bedeutet Schmerzen, einen aufgeschnittenen Bauch, Wundschmerzen, Tage, Wochen mit Halskrause und Body, was sie beides hasst und was ihre Lebensqualität stark einschränkt.

Und die Gefahr, die Nieren kaputt gemacht zu haben, sodass sie noch nicht mal einen Nutzen aus dieser Tortur zieht, sondern dann auf Grund der versagenden Nieren sterben muss.

Ich glaube, wir werden uns gegen eine OP entscheiden. Wir werden jeden Moment mit ihr als DEN kostbaren nehmen und ihn nochmal mehr zu schätzen wissen. Solche Tatsachen helfen einem sehr dabei, dies sehr klar vor Augen zu haben. Und wir werden hoffen, dass sie uns noch viele Monde begleitet und weder ihre Nieren noch ihre Gebärmutter schlechter werden.

 

Und wir werden achtsam auf sie schauen und verhindern, dass sie Schmerzen haben muss.

Weil sie der tollste Hund der Welt ist. Und das Beste verdient.




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Kommentare: 2
  • #1

    Susanne (Dienstag, 04 April 2017 21:42)

    Ich drücke Cindy fest die Daumen. Ich habe eine Katze, die sich auch im letzten Lebensabschnitt befindet. Die Nierenfunktion ist eingeschränkt und die körperliche Veränderung erinnert mich täglich daran, dass Sie wahrscheinlich nicht mehr lange bei mir ist. Liebe Grüße
    Susanne

  • #2

    die mit dem Hund rollt (Dienstag, 04 April 2017 21:45)

    Alles Liebe für Katzi und dich