Die Sportlerin in mir, Teil 1


Wenn ich mein Sein der letzten Monate so betrachte... Ich glaube, viel Ähnlichkeit mit der, die mal von 9-19 Uhr gearbeitet hat, danach gejoggt oder geschwommen ist, oder beim Krafttraining war, habe ich nun nicht mehr. Schön ist ja, dass es Menschen gibt, die es gerne tun. Also, es soll ja sogar Menschen geben, die gerne arbeiten gehen. Ich meine jetzt aber die, die gerne Sport treiben.

Um bei mir zu bleiben: Die Arbeit lassen wir mal außen vor, darüber denke ich später mal nach.

Reden wir erstmal vom Sport.

Ich kann ohne Sport mehr als gut leben. Da schauen jetzt alle erstaunt hoch, die mich vor mehr oder weniger als 3 Jahren erlebt haben. Aber vor 2011 habe ich das komplett und vollständig umgesetzt. Sport ist Mord.

2011 habe ich aber dann mit dem Joggen begonnen. Aus einer Laune heraus, die so gar nichts mit der immer höher steigenden Zahl auf der Waage zu tun hatte, sagte ich zu Sohni, der beim Handball mehr Ausdauer trainieren sollte, dass ich ihm und mir Joggingschuhe kaufe und wir dann gemeinsam laufen. So wurde es gemacht. Ich kam leider anfangs grade mal wenige Meter weit, da war ich schon außer Puste. Pascal verzweifelte schon ein wenig an mir.

Mein erster 10-km-Lauf im November 2011, ihr findet mich hinten rechts, Nr. 335
Mein erster 10-km-Lauf im November 2011, ihr findet mich hinten rechts, Nr. 335

Aber der Ehrgeiz war geweckt. Und wenn das bei mir passiert, wird generalstabsmäßig vorgegangen! Ich suchte mir also Trainingspläne zusammen, kaufte mir eine Pulsuhr und dann ging es los! Und nach und nach stellte sich Erfolg ein. Die Uhr, die ich hatte, war ohne GPS, sodass ich die gelaufenen Strecken mit einem Programm online nachzeichnete und so ungefähr auf die gelaufenen km kam. Jeder km mehr war ein Erfolg. Und irgendwann hatte ich es geschafft und war 10 km am Stück gelaufen. Wow!

Eine damalige Aushilfe erzählte mir, dass sie beim Volkslauf in Hardt laufen wollte und fragte mich, ob ich nicht auch mitmachen will. Ich war unsicher. Aber es reizte mich. So habe ich mich angemeldet. Übrigens mit dem Erfolg, dass ich ohne sie startete...

Ich dachte ja, ich sterbe, aber ich habe es geschafft. Es war aber sehr anstrengend, Himmel! Vielleicht war das mit dem Strecken abmessen doch nicht so ganz hingekommen, jedenfalls dachte ich, ich werde gleich tot umfallen und dass diese verflixte Ziellinie wohl nie mehr kommt.... Kann aber auch daran gelegen haben, dass ich für meine Verhältnisse viel zu schnell unterwegs war. Beim Start ist man grade als Anfänger sehr euphorisch und bricht dann ein. Aber für jemanden, der erst wenige Wochen dabei war, fand ich meinen Erfolg letztendlich ganz ordentlich.

Ich war angefixt, weiter ging es mit einem Trainingsplan, die 10 km in unter einer Stunde zu schaffen. Das war für mich aber echt schwer.

Auf der Suche nach Plänen landete ich in einer Online-Gruppe, Jogmap. Hier fand ich Gleichgesinnte, bekam Tipps und wurde immer tiefer in die Sportlandschaft hineingezogen. Eine der Mitglieder begann vor Weihnachten immer mit einem Sport-Streak, was bedeutete, dass jeden Tag 30 Minuten Sport gemacht werden musste, egal was. Da machte ich mit. Es sollte ein Streak über mehr als einem Jahr werden... Ich ging schwimmen, zum Kraftsport, Joggen. Jeden Tag irgendwas, neben einer mehr als 40-Stunden-Woche.

Die Motivation war das tägliche Posten der geleisteten Aktivität. Das hatte Suchtfaktor.

Mein nächster Volkslauf war dann in Düsseldorf im März 2012. Auch hier habe ich es nicht geschafft, die Zeit zu knacken. Max, Jacksons damaliger Freund ist mitgelaufen. Und war ohne groß zu trainieren schneller als ich... wenn auch nicht viel. Auch hier war ich am Ende. Ich habe mich bei Wettkämpfen immer zu sehr verausgabt.

Mittlerweile hatte ichThomas infiziert, er lief nun auch, und war schon jetzt besser als ich. Aber so war das eben, ich war mehr so die Rennschnecke. Oder halt schon krank, wer weiß das schon...

 

Ostern 2012 habe ich beim Spaziergang mit Thompson einen Bordstein übersehen, bin runtergeknickt und war erstmal die nächsten Wochen mit Bänderriss out of Order. Aber das hieß ja nicht, dass ich nichts mehr machte! Ich saß nun jeden Tag mit meiner Aircast-Schiene auf dem Heimtrainer und fuhr Fahrrad, damit ich ma bloß nicht aus dem Training kam! Nicht zu vergessen, dass ich auch ein paar Kilo verloren hatte, die ich gerne auch da lassen wollte, wo sie jetzt waren. Außerdem waren Thompson und ich bei einem Reha-Zentrum angemeldet und machten dort Muskelaufbau an Geräten. Ging auch mit Schiene. Nebenbei jeden Tag arbeiten, außer am Anfang, wo ich gar nicht laufen konnte. Alles kein Ding.

Im Juni 2012 lief Thompson dann seinen ersten Lauf. In Mönchengladbach. Der Santander-Lauf. Hier ging es teilweise ordentlich bergauf, dennoch lief er direkt unter einer Stunde! Ich war noch nicht fit genug um schon wieder mitmachen zu können. Mein Fuß brauchte noch etwas Schonung.

Im August war ich wieder mit dabei. In einer Bullenhitze starteten wir beim Gladbecker Sparkassenlauf. Es war (wieder mal) super anstrengend, und (wieder mal) brauchte ich länger als eine Stunde, aber es wurde immer knapper, ich kam meiner Schallmauer näher. Thompson arbeitete an den unter 50 Minuten, da würde ich im Leben nicht hinkommen!

 

Weihnachten 2011 hatte mir eine Garmin Forerunner beschert, eine Uhr, die auch anzeigte, wieviel km ich gelaufen war, sowie Rundenzeiten und all so einen Pipapo. Jeder Lauf wurde hochgeladen, auch die Trainingsläufe, und analysiert.

Dank dieser Uhr merkte ich dann Ende 2013 das irgendwas nicht stimmte.  Sie zeigte einen immer höhere werdenden Puls an, während die Geschwindigkeit sich verringerte. Aber da waren wir ja noch nicht, noch ging es bergauf!

Der September brachte uns direkt zwei Wettkämpfe. Einmal den NEW-Lauf und zum anderen die 7 Meilen von Zons. Beim NEW Lauf wollte ich es diesmal schaffen! Man muss nunmal 10 km/h laufen wenn man es in einer Stunden schaffen will, also eine Pace von 6. Ich focussierte mich so sehr auf die Geschwindigkeit, dass ich mich anfangs schon überforderte und so völlig abkackte. Ich war langsamer als in den Rennen davor.

Zons war mehr für '"schön". Das Rennen startet abends, zu Beginn der Dunkelheit, entlang der Laufstrecke stehen Fackeln, die Anwohner beleuchten ihre Häuser und es ist eine sehr schöne Stimmung. Combos spielen und es hat was von einem Volksfest. Es wurden 7 Meilen gelaufen, umgerechnet 11,2654 km. Hier bin ich einfach nur gelaufen und mal nicht mit nach außen gekehrter Lunge angekommen. Und so schlecht war die Zeit dann auch nicht.

Für das Jahr 2012 war es das dann auch. Ich machte meinen Streak weiter, aber ich lief erstmal wieder "nur so", ohne Plan. Und merkte, dass mir das eigentlich viel besser gefiel. Aber ohne Tempotraining wird man halt auch nicht schneller.

Und das musste ich sehr brutal büßen.

Karneval 2013 nahmen wir am Hardter Straßenlauf teil. Ich Dummchen dachte, das sei ein netter Lauf zur Karnevalszeit. Pustekuchen! Das merkte ich aber erst, als es schon zu spät war!

Wir waren Teil der Laufgruppe "Funnies" und die einzigen, die verkleidet bei diesem Karnevalslauf erschienen.

Denn: Das war hier kein Spasssss! Kannse glauben!

Es war der erste Testlauf aller Kracks. Und ich mitten drin. Besser... hintenan. Und zwar auf den ersten 20 Metern schon. Ganz weit hintenan. Es waren nur 5km zu bewältigen, aber merke: Je kürzer die Strecke umso schneller die Läufer. Nach meinen ersten Metern dachte ich schon ans Aussteigen, denn ich war alleine auf weiter Flur, alle anderen waren schon hinter der ersten Kurve verschwunden. Aber ich hielt durch und rannte um mein Leben.

Und das war auch fast beendet, als ich endlich die zweite Runde hinter mich gebracht hatte und mit etwas über 30 Minuten über die Ziellinie lief. Und letzte war ich auch nicht geworden. Aber komplett am Ende.

 

Aber ich wollte diese blöde Schallmauer jetzt endlich durchbrechen! Also ging es wieder ran an die Trainingspläne...




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