Workout


Der Sommer ging ins Land. Cindy und ich drehten unsere Runden, das Dreirad war immer dabei. Jackson war in den Semesterferien auch immer mal bei uns. An einem der Tage, es war ein Sonntag, entschieden wir, dass wir eine Runde in unserer ganz alten Heimat drehen wollten. Dort waren die Kinder zur Grundschule gegangen. Es gibt einen schönen Park dort, und ein großes Feld. Dort bin ich mit Cindy immer sehr gerne gegangen, sie liebte es, durch das Maisfeld zu sprinten.

Meist ging ich alleine spazieren und sie schaute mal hier mal da aus dem Feld heraus um direkt wieder dorthinein zu verschwinden. Irgendwie wusste sie dennoch immer wo ich grade zu finden war. Das war schon bemerkenswert. Es war eine ganze Zeit her, dass ich dort mit ihr unterwegs gewesen war. So fuhren wir hin. Ich nahm meinen Rollator mit. Das böse Erwachen kam bald. Wir waren wenige, vielleicht 100 Meter gegangen, da musste ich mir eingestehen, dass ich die geplante Runde nie im Leben schaffen würde. Ich bekam schon jetzt kaum die Beine nach vorne, es war aber noch nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft. Ein Viertel vielleicht. Oha! Ich stützte mich auf dem Rollator, dennoch ging es kaum vorwärts. Also erstmal Pause. Jackson spielte ein wenig mit Cindy Stöckchen holen während ich verschnaufte. Ich war ganz schön fertig. Unfassbar, dass ich die Strecke wenige Monate vorher „mal eben“ gegangen war. Es war eine der kleineren Runden, die dadurch bestachen, dass Cindy durch ihr Feld-Gerenne ihre Bewegung bekam, während ich diesen etwa 1-km-Rundweg gemütlich entlang schlenderte. Davon war keine Rede mehr! Das war Schwerstarbeit. Weit entfernt von gemütlich.

Zu der Zeit habe ich unter 55kg gewogen, was sehr gut nachzuvollziehen ist, wenn man bedenkt, wieviel Arbeit jeder einzelne Schritt für mich bedeutete. Bei 1,69 m ist das nicht sehr viel, die Hosen fielen mir fast alle aus. Selbst Gr. 36 wurde mir zu weit.

Ich gestand mir ein, dass nur der Rückweg eine Option war. Jackson und ich vereinbarten, dass sie mit Cindy die Runde zu Ende geht und ich mich auf den Rückweg zum Auto mache.

Ich dachte, ich komme nie im Leben dort an. Unendlich weit erschien mir der Weg. Mit einigen Pausen schaffte ich es Meter um Meter. Jackson war schon längst am Auto angekommen und ich hatte die wenigen Meter noch immer nicht geschafft. Da wurde mir klar, dass es sinnvoll ist, sich auch mal um einen Rollstuhl zu bemühen. Denn ohne dieses Hilfsmittel würde ich weder längere, haha, auch keine kürzeren, Ausflüge mehr schaffen, noch einen Einkaufsbummel oder Einkaufen überhaupt. Es würde mir nicht möglich sein, einen Real-Markt zu durchqueren. Unglaublich aber wahr.

Irgendwann, am Ende meiner Kräfte, war ich dann endlich am Auto und dankte Gott dafür. Es war von der Beschwerlichkeit problemlos mit meinem Ausflug im strömenden Regen in dem anderen Feld damals zu vergleichen. Fast so nass war ich auch, wenn auch diesmal vom Schweiß.

Wir fuhren wieder heim, mir reichte es auch. Spazierengehen wurde in meiner To-do-Liste als unmöglich abgehakt. Und montags wollte ich mich um einen Rollstuhl bemühen.





Kommentar schreiben

Kommentare: 0