Diagnosefabrik Teil 2


Am ersten Tag wurde noch ein MRT gemacht. Ich glaube, des Schädels, ne, das war ja schon. Hm. Ah! Des Beckens! Ja, genau. Wurde aber nichts Auffälliges gefunden.
Am nächsten Morgen dann die Lumbalpunktion. Knirsch. Die Ärztin hatte mir erklärt, dass die häufigste Nebenwirkung Kopfschmerzen seien. Die könne man aber damit verhindern, dass man zum einen eine atraumatische Nadel benutzt, die besonders dünn ist, und zum anderen 2 Stunden nach der Entnahme des Liquors  flach auf dem Rücken liegen bleibt. Und Cola sollte ich trinken. Okay. Na, dann.

Am Morgen des Entnahmetages war Cola da, auf das Vorhandensein der atraumatischen Nadel hatte ich keinen Einfluss, hoffte aber das Beste.
Die Ärztin bat mich, mich an die Bettkante zu setzen, das Kopfkissen vor dem Bauch auf den Schoß zu legen und mich darauf abzustützen. Wackeln wäre jetzt nicht so gut…
Alles gemacht. Vor mir stand dann noch eine Schwester, für den Fall, dass mir die Lampe ausgehen sollte. Dann ging es los. Ich fand es genauso unangenehm wie ich es mir vorgestellt habe. Dabei habe ich noch Glück gehabt. Bei mir hat es beim ersten Mal geklappt, manch einer muss mehrere Male gestochen werden, bevor sie ihn anzapfen können. Es war ätzend. Aber recht schnell vorbei. Dann habe ich mich hingelegt und bin 2 Stunden dort verblieben. Immer mal ein paar Schlucke Cola, das war’s.
Nach etwa drei Stunden bat mich die Schwester, aufzustehen. Das wäre jetzt kein Problem mehr. Mir ging es auch gut. Ich musste noch zum EEG und zur Nervenmessung. So war auch an diesem Tag alles erledigt.

Bild: Mark Twain
Das erklärt alles!

Am nächsten Tag waren sie dann da, die Kopfschmerzen. Und sie blieben mir bis Ende Januar 2015 in dieser Intensität erhalten. Ich konnte nur wenig Zeit, nicht mal eine Stunde, aufrecht sitzen oder stehen, dann hatte ich das Gefühl, mir ziehen sich die Hirnhäute nach unten. Es waren sehr starke Schmerzen, die nur vergingen, wenn ich mich flach hinlegte. Als Erklärung gab es die Vermutung, dass die Austrittswunde noch nicht richtig verschlossen sei und so das Hirnwasser immer noch raussickerte. Dadurch, dass Wasser fehlt, gibt es einen Unterdruck und der zieht an den Hirnhäuten.  Und der wird vermindert, wenn man sich in die Waagerechte begibt. Dort war ich dann einige Monate, denn weder ein Patch, das gesetzt wurde, noch Coffein-Tabletten oder auch Schmerztabletten brachten Linderung. Für den Moment, ja, aber dann ging es wieder von vorne los.
Beim Blutpatch wird nochmal in die Stelle gestochen und
patienteneigenes Blut örtlich injiziert, das durch Gerinnung die Hirnhautperforation verschließt. Soll gut helfen. Hat es aber nicht.
So waren diese Kopfschmerzen die teilweise bis zur Übelkeit heftig waren, von nun an meine Begleiter. Neben Schlappfuss und Schwäche im Bein. Grüß euch.
Sie sind eigentlich erst so richtig Ende 2015 weg gewesen. Bis dahin waren sie zwar schwächer geworden, aber abends ab 20 Uhr fiel es mir schwer aufrecht zu stehen oder zu sitzen weil der Zug an meinem Schädel dann wieder zunahm. Legte ich mich hin, entspannte sich sofort alles. Das bedeutete zum einen, dass ich nach dem Krankenhaus 4 Monate lang gar nicht arbeiten konnte und zum anderen, dass wir abends kaum mal was unternehmen konnten. Denn dann kamen ja die Schmerzen. Essen gehen, mit Freunden treffen wurde sehr zurück gefahren.  So hat sich mein Horrorszenario Lumbalpunktion in allen Facetten erfüllt.
Gefunden wurde hier aber auch nichts. Da bin ich ja froh. Keine MS, keine Borrelien, keine Parkinson-Erkrankung. Die Liste der Krankheiten, die ich nicht hatte, wurde länger.
Für  eine Nacht am WE durfte ich immer heim. Aber ehrlich? Durch die Kopfschmerzen war ich eh die meiste Zeit liegend anzutreffen. Ich konnte nichts machen. Es war fast zu anstrengend heim zu fahren. Andererseits ist es bei den Lieben sehr schön. So bin ich diese Nacht zu Hause gewesen und am nächsten Abend wieder zurück zum Krankenhaus gefahren worden. Hier bin  ich einmal vor dem Aufzug mit Schlappfuss hängen geblieben und hingefallen. Es ging mir ehrlich langsam auf die Nerven! Und als ich mich neben Jackson, die zu weit weg stand um mich aufzufangen, wieder aufrappelte, hätte ich echt heulen können vor Wut und Hilflosigkeit. Es war zum Kotzen.
Im Krankenhaus wurde dann noch ein MRT des Unterschenkels gemacht, eine Durchflussuntersuchung der Venen und Arterien und zu guter Letzt, weil sonst alles durch war, und man noch immer keine Idee hatte, wurde auch noch eine Nerven- und Muskelbiopsie angesetzt. Mittlerweile waren aus den „ca. 7 Tage“ beinahe zwei Wochen geworden. …
To be continued…




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